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Aufräumen nach Kyrill

“Kyrill” wütete im Schlüsen-Lehrpfad

Den Abend des 18. Januar 2007 und die anschließende Nacht wird im Sauerland so schnell keiner vergessen. Gewaltige Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h und mehr als 70 Liter/m2 Regen pro Stunde fegten über das Land. Bäume knickten unter den Naturgewalten wie Streichhölzer.

Die fallenden Stämme blockierten Straße, beschädigten Fahrzeuge und rissen zahlreiche Überlandleitungen nieder. Immer wieder wurden Autofahrer in Waldgebieten eingeschlossen und mit Ihnen auch Retter, die zu Hilfe eilen wollten. Todesopfer waren zu beklagen, und viele Waldbauern haben katastrophale finanzielle Verluste erlitten. Ganze Waldgebiete wurden von dem Orkan-Tief “Kyrill” innerhalb weniger Minuten gefällt. 25 Millionen Bäume wurden umgeknickt oder entwurzelt – rund 50.000 Hektar Waldfläche zwischen Rhein und Weser sind betroffen.

Rückepferde räumten die Schlüsen

Die Aufräumarbeiten in den Schlüsen waren nicht einfach. Über 120 Bäume hatte der Sturm entwurzelt, die abtransportiert werden mussten. Da es sich hier um ein Bodendenkmal handelt und der Boden noch tief durchnässt war, konnten an vielen Stellen keine schweren Maschinen eingesetzt werden. Diese hätten nämlich die Oberfläche und das Relief der Schlüsen stark beschädigt und somit das Denkmal zerstört. Also besann man sich auf traditionelle Techniken in der Waldarbeit und ließ an kritischen Stellen Rückepferde die Arbeit machen, denn die Kaltblutpferde beschädigen und verdichten den Waldboden nicht.

Die Pferde bewegen normalerweise Stämme mit einem Gewicht von bis zu 400 Kilogramm sechs Stunden am Tag. Nach jeweils zwei Stunden gibt es eine Ruhepause. Gutmütig und brav muss ein Rückepferd sein. In geduldigem Training wurden den Tieren die notwendigen Kommandos beigebracht. Besonders wichtig ist dabei, dass das Pferd tatsächlich ruhig stehen bleibt, wenn der Mensch den Stamm ankettet. “Sonst ist meine Hand weg”, beschreibt ein Pferdeführer die Gefahren bei seiner Arbeit. Wer einmal die Möglichkeit erhält, den Pferden beim Rücken zuzusehen, sollte die Gelegenheit beim Schopf packen, denn es ist ein Erlebnis zu beobachten, mit welcher Eleganz und Kraft die Tiere ihre Arbeit erledigen. Einen kurzen, faszinierenden WDR-Film über die Arbeit der Rückepferde in unseren Schlüsen finden Sie in unserem Videoarchiv.

Trotz des Einsatzes von Maschinen und Pferden blieb natürlich noch jede Menge Handarbeit übrig, die geleistet werden musste. Dafür konnten wir 10 Jugendliche der KOT Drolshagen und ihren Leiter Stefan Lamers gewinnen. Zusammen mit Mitgliedern von Drolshagen Marketing entfernten sie trockene Äste, altes Holz und wild wucherndes Gebüsch, das noch die Wege versperrte. Leider kann der Lehrpfad noch nicht wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden, da das Waldbetretungsverbot noch besteht.

“Aber wir stehen in den Startlöchern,” bestätigt Dr. Rolf Heinen, der Initiator des Schlüsen-Lehrpfades. “Sowie das Verbot aufgehoben ist, können wir den Lehrpfad freigeben.” Im Moment stehen noch ein paar Problembaumfällungen an, aber das wird auch bald erledigt sein und dann wird der Lehrpfad wieder in “vorkyrillischem” Zustand sein.

Die fleißigen Jugendlichen von der KOT Drolshagen finden das gut. Auch gut fanden sie, dass es nach getaner Arbeit ein gemeinsames Pizzaessen gab.

Letzte Aktualisierung ( Montag, 22. Oktober 2007 )